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Die Reihe Limbus Lyrik im Porträt

Von Erwin Uhrmann

Österreich hat eine reiche Lyriktradition, doch jahrelang war es ruhig um die Dichtung; es mangelte schlicht an Öffentlichkeit. Das hat sich geändert: Lyrik ist wieder in aller Munde, und lange nicht mehr gab es ein so reges und interessantes Lyrikschaffen, so viele neue Stimmen und unterschiedliche Herangehensweisen wie heute. Ob auf Instagram, in Buchhandlungen oder in den Programmen der Literaturhäuser: Lyrik wird wieder verstärkt publiziert, wahrgenommen, gelesen und diskutiert.
Seit 2016 gibt es die Reihe Limbus Lyrik. Zunächst galt es, durchzuhalten mit einem Programm, das den Schwerpunkt auf Neues setzt. Das hat sich ausgezahlt. Limbus Lyrik ist mittlerweile tonangebend für das Lyrikgeschehen in Österreich, trägt wesentlich zum Lyrik-Boom bei. Literaturkritiker Nick Lüthi lobt daran »die Bereitschaft zum Experiment« und die »verschiedenen Zugänge zu Sprache, zur Dokumentation, zu lyrischer Verarbeitung von Erlebtem«. So setzt die Reihe weder inhaltlich noch formal Grenzen, denn gerade durch das Experimentieren und die Offenheit entstehen neue literarische Zugänge. Sowohl die großen Themen wie auch die Krisen der Gegenwart, vom Klimawandel bis zum Krieg, finden ihren Niederschlag in der Lyrik – und werden später einmal helfen, sich ein Bild unserer Zeit zu machen. Denn die Dichtung ist die freieste Form des literarischen Ausdrucks und definiert spätestens seit Homer die Welt und das Denken der Menschen.
Die Limbus-Lyriker*innen erhalten Preise, Stipendien, lesen auf Festivals und zeigen vor allem eines: die neue Vielfalt der ältesten literarischen Gattung der Welt. Die formale und inhaltliche Bandbreite reicht von den kurzen und aussagekräftigen, oft das Weltgeschehen kommentierenden breaking poems von Stephan Eibel über die hochgelobte Dialekt- und Liebeslyrik von Katharina J. Ferner, die international breit wahrgenommenen fein-ironischen Dichtungen von Daniela Chana, die beliebten Stadtgedichte von Lukas Meschik, die mehrfach ausgezeichneten Flussdichtungen von Siljarosa Schletterer, die philosophisch-verspielte Lyrik von Alexander Peer bis zu den aktuellen Lyrikbänden der renommierten Autor*innen Michael Stavarič und Cornelia Travnicek und dem bereits vor Veröffentlichung heiß gehandelten Debüt von Katharina Ingrid Godler.
Das Programm Limbus Lyrik baut seit dem Jahr 2016 eine umfassende »Lyrik-Bibliothek« auf, die einen Überblick über das dichterische Tun in und um Österreich verschafft, und ist gleichzeitig das »Who is Who« einer ausstrahlenden und über die Sprachgrenzen hinaus wirkenden Lyrikszene.

 

Limbus Lyrik

Limbus Lyrik widmet sich konsequent der zeitgenössischen Lyrik. Die hochwertig gestaltete Lyrikreihe präsentiert regelmäßig sowohl bekannte als auch völlig neue lyrische Positionen. Sie feiert das Comeback der Lyrik, die in den vergangenen Jahren nur wenig am Buchmarkt zu finden war, und wagt sich an eine Bestandsaufnahme aktueller Lyrik. Um der Reihe und den Autor*innen die größtmögliche Offenheit zu ermöglichen, gibt es keine thematischen und formalen Eingrenzungen.
Im Raum steht die Frage: Was kann Lyrik heute sein? Der Bogen reicht von der konzeptuellen Ausdrucksform bis zur klaren Erzählstimme. Lyrik kann analysieren, erkennen und anprangern, sich den großen Themen widmen, klassische Formate neu definieren oder die Möglichkeiten der Sprache in ganzer Tiefe ausloten.
Ein guter Lyrikband soll auch schön und leistbar sein. Deshalb wird das Format Limbus Lyrik hochwertig gestaltet und hat dennoch einen niedrigen Preis. Das Programm wird inhaltlich als Herausgeber vom Wiener Autor Erwin Uhrmann betreut.