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Vom Handwerk des Büchermachens – 15 Jahre Limbus Verlag

Von Bernd Schuchter

Verleger wird man aus Zufall, das ist gewiss. Und wenn man sich nur ein klein wenig mit anderen Verlagen und deren Büchern, mit den Produktionsbedingungen beschäftigt, mit Buchhändlerinnen und Vertretern, mit Schriftstellerinnen und Rezensenten austauscht, weiß man: Es geht allen gleich.

Uns allen ist gemeinsam, dass wir – gleichsam Parasiten – an diesem mysteriösen wie unbeschreiblichen Zustand Literatur Anteil haben, dem Leviathan, der uns alle ernährt. Wobei, dieses Bild ist schief und der Vergleich hinkt. Der Leviathan, der alle Literaturmacher zu verschlingen droht, ist der Betrieb, und ungezählt sind die Momente, in denen man sich – bedrängt von Zwängen – wünschen würde, jene Augenblicke des literarischen Erwachens noch einmal zu erleben, die einen irgendwann einmal dazu gebracht haben, in den Betrieb zu gehen. Lohnt etwa eine Re-Lektüre von Hesses Unterm Rad oder Musils Zögling Törleß?

Wie waren die Gefühle und, ja: die Euphorie, als man Thomas Manns Zauberberg zu Ende gelesen hatte, seinen Tonio Kröger. Oder Verwirrung, die man gerne mit Euphorie verwechselt, und das unbestimmte Gefühl: Das will ich auch. Wie ist es mit Dostojewski, mit Balzac, mit den Blumen des Bösen? Und gab es nicht eine Zeit, als man noch genügend Sitzfleisch hatte, um den Nachsommer zu lesen, und sei es auch nur, um der fragwürdigen Empfehlung von Thomas Bernhard zu folgen (wobei, wie hält man es da mit dem Ratschlag, mit dem eigenen Schreiben hauszuhalten?).

Von Handke muss man schweigen, seit er nobilitiert wurde, aber hat man mit ihm nicht auch schöne Momente erlebt? Und mit den vielen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die man über die Jahre in diesem Betrieb kennenlernen durfte, mit denen man Bücher machte, streiten konnte, anderer oder gleicher Meinung war, von deren Büchern man dennoch überzeugt war – oder auch nicht im Nachhinein. Ein ewiges Lernen, ein Staunen, nach all den vielen Jahren.

Man sagt in Österreich, dass man nach zwei, drei Jahren, in denen man sich im Betrieb bewegt hat, alles und alle kennt und einen dann nichts mehr überraschen kann. Natürlich, einzelne Projekt lassen weiterhin vorübergehende Bekannte auftauchen und wieder verschwinden, aber im Kern sei der österreichische Literaturbetrieb ein überschaubares Biotop mit den üblichen Verdächtigen, denen vor allem eines nachgesagt wird: ein typisch österreichischer Umgang mit Literatur, der nicht ganz frei von Zynismus ist.

Nun, ein zynischer Zugang zur Welt ist gemeinhin kein schlechter Ratgeber, der aber spätestens daran scheitert, wenn er sich folgender Zeilen Rilkes erinnert: »Es gibt keine Stelle, die dich nicht sieht. / Du musst dein Leben ändern.« Nur so wird man vermutlich Verleger.

 

Der Limbus Verlag

Der Limbus Verlag verlegt seit nunmehr 15 Jahren gut Geschriebenes und gut Gedachtes, das ist zumindest der Anspruch der Verantwortlichen an das Programm. Schwerpunkt des Limbus Verlag ist die deutschsprachige Gegenwartsliteratur mit Akzent auf österreichischen Autorinnen und Autoren. Inhaltlich wird engagierte Literatur verlegt, Themenschwerpunkte sind Nationalsozialismus, schwieriges Erwachsenwerden, Herkommens- und Milieugeschichten, Frauenleben und Emanzipations- bzw. Entwicklungsgeschichten. Ergänzt wird das Programm durch lesbare Essays, etwa zu den Themen Kulturpolitik oder Geistesgeschichte. Der Verlag veröffentlicht seine Bücher in den Reihen Zeitgenossen, Preziosen, Essay, Lyrik und Sammelsurium.

Der Begriff Limbus bedeutet lateinisch Rand, Saum, im Theologischen mit dem limbus puerorum aber die Vorhölle, in der die Ungetauften und Gerechten in einer Art Elysium eine angenehme Zeit verbringen, ehe sie erlöst werden. Limbus bezeichnet zudem das Winkelmaß, das als Zeichen der Freimaurer für die Werte der Aufklärung steht; Rationalität, Vernunft und Wahrheit. All diesen Deutungen fühlt sich der Limbus Verlag in seinem Programm verpflichtet.